Die FDP-Landtagsabgeordneten Albert Duin, Christoph Skutella und Dr. Dominik Spitzer statteten am Dienstag Abend der Reptilauffangstation in der Kaulbachstraße einen Besuch ab, um sich ein Bild vom desolaten Zustand der Einrichtung, die im Keller eines 60er Jahre Baus untergebracht ist, zu machen. Sie sprachen mit Leiter Dr. Markus Baur über die Probleme vor Ort.
Der Verein, der mit jährlich über 1400 geretteten und weitervermittelten Tieren Deutschlands größte Auffangstation für exotische Haustiere ist und nicht nur eine Zulassung für die Haltung von Schildkröten, Schlangen und Echsen, sondern auch für Säugetiere hat, platzt seit Jahren aus allen Nähten. Während immer mehr Tiere hinzukommen und die Kosten für Terrarien, Futter & Co. steigen, hat sich die institutionelle Förderung seit Jahren nicht erhöht. Obwohl die Universität Miet- und Nebenkosten für den Verein übernimmt, deckt der staatliche Obolus nur ein Drittel der anfallenden Kosten. 2/3 muss über Spenden und Patenschaften für die mitunter sehr alt werdenden Tiere gestemmt werden.
Doch noch viel mehr ärgert Baur, dass die Politik auf Bundes- oder EU-Ebene zwar zunehmend invasive Tierarten wie Schnappschildkröten oder Waschbären verbietet, sich aber in der Konsequenz nicht darum schert was mit den vorhandenen Tieren passieren soll, die in der Auffangstation landen und nicht mehr weitervermittelt werden dürfen. Wenn ein Töten der Tiere oder Weiterverwendung als Lebendfutter nicht gewünscht ist, dann muss der Staat auch mehr Geld für Gnadenhöfe bereitstellen.
Hinzu kommt, dass immer wieder überforderte Tierhalter ihre Reptilien aussetzen oder abgeben, da sie die artgerechte Haltung unterschätzt haben. Deshalb wäre ein Sachkundenachweis durchaus sinnvoller als bestimmte Tierarten im Zweifelsfall zu verbieten. Immer wieder ist die Münchner Einrichtung auch Retter in der Not, wenn sie sich als einzige bundesweit bereit erklärt z.B. einen beschlagnahmten Puma oder eine schwarze Mamba zu beherbergen. Darüber hinaus bildet sie auch Bundeswehr, Feuerwehr und Polizei im Umgang mit Giftschlangen aus, da sonst niemand mit diesem Know-how aufwarten kann.
Das Abgeordnetentrio ist sich einig:
„Die Stadt München und das zuständige Staatsministerium müssen jetzt alle Hebel in Bewegung setzen, damit der dringend benötigte Neubau in Neufahrn bald bezogen werden kann. Es kann auch nicht sein, dass der Staat den Verein in Anspruch nimmt, um dort immer mehr beschlagnahmte Tiere abzuliefern, aber die Kosten seit Jahren auf gleichem Niveau einfriert. Und wo gibt es denn noch eine Einrichtung, bei der man spät abends eine schwerverletzte Python abliefern kann, wie wir selber erleben durften? Diese Auffangstation leistet einen unschätzbaren Beitrag dafür, dass Reptilienbesitzern geholfen wird, Wildtiere und Reptilien artgerecht weiterleben können sowie illegaler Handel reduziert wird. Auch die Stadt München muss hier alles dafür tun und die Auffangstation dementsprechend unterstützen.“