DUIN: Warum unser Tourismus in Bayern nachhaltiger und digitaler werden muss

DUIN: Warum unser Tourismus in Bayern nachhaltiger und digitaler werden muss

Für den bayerischen Tourismus stellte die Corona-Pandemie den größten Einschnitt dar, der jemals bewältigt werden musste…

Für den bayerischen Tourismus stellte die Corona-Pandemie den größten Einschnitt dar, der jemals bewältigt werden musste. Abgesagte Veranstaltungen, Reisebeschränkungen und Übernachtungsverbote trafen die überwiegend mittelständisch geprägte Branche mit voller Wucht. Die Krise ist aber auch eine Chance, in der Tourismusentwicklung notwendige Weichen zu stellen. Denn Nachhaltigkeit und Digitalisierung werden wichtiger werden. Ein Beitrag von Albert Duin, tourismus- und wirtschaftspolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion.

 

Jetzt mal ehrlich: Es gibt doch nichts Schöneres als Urlaub in Bayern! Und mit dieser Meinung bin ich wahrlich nicht allein. Menschen aus der ganzen Welt lieben unseren Freistaat für seine unübertroffene Vielfalt: Für seine malerischen Landschaften, seine von Tradition und Brauchtum geprägte Kultur, seine lebendige Geschichte und seine attraktiven Freizeitangebote. Vor Corona war der Tourismus in Bayern über Jahre hinweg fast ein Selbstläufer. 2019 wurde bei der Zahl der Übernachtungen erstmals die dreistellige Millionenmarke geknackt. Und auch bei den Tagesgästen verzeichneten alle Regierungsbezirke regelmäßige Rekordanstiege. 

 

Der permanent wachsende Andrang brachte aber auch viele Orte an ihre Schmerzgrenzen. Nicht nur Top-Sehenswürdigkeiten wie Schloss Neuschwanstein, die Zugspitze oder der Königssee wurden zu Stoßzeiten massiv überlaufen, sondern auch das Alpenvorland oder die Fünf-Seen-Landschaft vor den Toren Münchens . Im Corona-Winter kochte der Konflikt über: Tagestouristen klagten über Anfeindungen, Einheimische über endlose Autoschlangen und achtlos hinterlassenen Müll. Die Bürgermeister im Tegernseer Tal verlangten von der Staatsregierung sogar ein behördliches Ausflugsverbot in ihre Region. Natürlich ist ein solches Verbot völliger Unsinn. Unbestritten ist aber, dass die Lösung des Overtourism-Problems eine, wenn nicht sogar die vielleicht größte Herausforderung der Branche ist. Hierzu haben wir als FDP-Fraktion in unserem Positionspapier “Tourismus in Bayern unter liberalen Vorzeichen” zahlreiche Lösungsvorschläge erarbeitet. Für uns kann das künftige Wachstum des Tourismus nur ein nachhaltiges sein. Es darf kein einseitiges, branchenfokussiertes Wachstum geben, das die Tourismusinfrastruktur, die Einheimischen und unsere Heimat überfordert.

 

Um die Tourismusregionen als Lebensräume für Einheimische und Gäste attraktiv zu machen, müssen wir die überlaufenen Hotspots entlasten und die Tourismusströme besser verteilen. Der offizielle Ausflugsticker der bayerischen Staatsregierung reicht in seiner momentanen stationären Form hinten und vorne nicht aus, um die Besucherströme effektiv zu lenken und Ausflüglern attraktive Alternativangebote zu machen. Es ist mir schlicht und ergreifend ein Rätsel, warum der Ticker nach über einem Jahr noch immer nicht als App verfügbar ist. Live-Informationen zu Verkehrs- und Parkplatzsituation oder den Wartezeiten an den Skistationen machen doch nur als Push-Nachrichten auf das Smartphone Sinn. Die Staatsregierung muss endlich mal in die Pötte kommen!

 

Nur eine intelligente Lenkung von Tourismusströmen wird die Akzeptanz bei den Einheimischen erhöhen. Denn auch in den Regionen abseits der Hotspots hat Bayern ungemein viel zu bieten. In der Fläche gibt es beste Bedingungen für einen sanften, nachhaltigen Tourismus mit hoher Wertschöpfung vor Ort. Die immer anspruchsvolleren Touristen legen einen immer größeren Wert auf Umwelt-, Klima- und Sozialverträglichkeit. Die ländlichen Räume können diese Chance nutzen, indem sie ihre Angebote regional und individuell zuschneiden, und dabei authentisch bleiben.

 

Die Politik muss hierzu die richtigen Leitplanken vorgeben und helfen, allen ökonomischen, ökologischen und sozialen Gesichtspunkten gerecht zu werden. Für uns Freie Demokraten steht hier die Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten an oberster Stelle. Die antiquierten Ladenöffnungszeiten im Einzelhandel schränken den Tourismus zu stark ein. Alle Ladenöffnungsverbote an Werktagen gehören abgeschafft. Kurzum: Wir müssen alles daransetzen, dass unsere Leitbranche wieder floriert. Als starke Wirtschaftssäule und Visitenkarte in der Welt hat der Tourismus eine überragende Bedeutung für unseren Wohlstand.

 

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